Die gesamte Woche war extrem ruhig. Ich war am Montag beim Arzt. Es sah soweit ganz gut aus. Ende der Woche sollte ich wieder kommen. Für einen Verbandswechsel zu Hause bekam ich eine Binde mitgegeben.
Die ganze Woche über schmerzte die Wunde stark. Viele Bewegungen taten weh und abends war ich oft einfach froh ins Bett zu kommen "Nichts mehr spüren!!!" Außer meiner Arbeit, bei der ich mit einer Hand tippte, stand die Woche über nicht viel an. Ritchy versorgte mich liebevoll und war wegen seiner unmittelbaren Marathonvorbereitung oft zu Hause. Schön gemütlich waren unsere Abende.
Am Freitag Abend musste ich nochmals zum Arzt. Dort bekam ich die Fäden gezogen - ein erster, wenn auch sehr kleiner Fortschritt. Ansonsten war immer noch Schonung angesagt. Nach dem Arztbesuch sind wir etwas essen und danach zur 25-Jahr-Feier des LT Hemsbach gegangen. Als Höhepunkt stand dort ein Vortrag übers Marathonlaufen von Herbert Steffny auf dem Programm. Der Vortrag war kurzweilig und interessant und machte mir wieder arg viel Freude aufs Laufen. Nur muss ich damit leider noch ein wenig warten.
Am Samstag trafen wir uns mit Bekannten und fuhren zur Marathonmesse nach Frankfurt. Ritchy meldete sich dort für den Marathon an, besser gesagt er meldete sich um. Dabei trafen wir auf Bernie (von den Streakrunnern) mit seiner Frau Sabine. Das war ja eine Überraschung, dass man sich zufällig in diesen riesigen Messehallen über den Weg lief. Zudem trafen wir ein paar Bekannte aus Frankfurt - Niels mit seiner Freundin Cora, die leider wegen einer Verletzung auch nur als Begleiterin dabei war. Die Arme.
Auf der Messe kaufte ich mir noch ein Paar Laufschuhe - einfach als Entschädigung, dass ich schon so lange nicht mehr gelaufen bin.
Am Sonntag stand der Frankfurt Marathon auf dem Programm. Früh morgens fuhr ich mit Ritchy und unseren Lauftreffkollegen Gerald und Bernhard in die Hessenstadt. Gerald sollte hier, begleitet von Ritchy seinen 100.sten Marathon laufen. Bernhard hatte dieses Ziel "100 Marathon"s bereits zwei Wochen zuvor in München erreicht. Wahnsinn!!!!
An der Festhalle angekommen suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen zum Umziehen und trafen auch gleich auf weitere Lauftreffkollegen. Mit der Zeit tummelten sich immer mehr Bekannte in dieser Ecke.
Um den Athleten die nötige Ruhe zu lassen, verabschiedeten wir Zuschauer uns ca. eine dreiviertel Stunde vor dem Start von ihnen und suchten uns ein Plätzchen hinter der Startlinie. Die Zeit bis zum Start verging schnell. Wir suchten in den Massen der startenden Läufer nach bekannten Gesichtern, konnten aber nur Roland entdecken. Langsam begaben wir uns ein paar hundert Meter weiter, um die Sportler bei Kilometer 6 erneut anzufeuern. Meine Bekannte machten sich danach auf den Weg zum Kilometerpunkt 10 und ich begab mich auf die andere Straßenseite, um meinen Ritchy auch kurz vor Kilometer 9 nochmals zu sehen. Geschafft. Nur leider hatte er mich wohl nicht mehr erwartet und war im Gespräch vertieft.
Ich ging zur nächsten S-Bahn-Station und schaute, ob ich es schaffen könnte, mit der Bahn bis zum westlichsten Punkt des Marathons, bis nach Höchst bzw. Nied zu fahren. Ja, es ging eine Bahn. Ich wartete 20 Minuten und stieg ein. Zum Glück war ich an der Taunusanlage eingestiegen. Eine Station weiter, am Hauptbahnhof, war es so überfüllt, dass viele Zuschauer keinen Platz mehr im Zug fanden. Die Bahn hatte zwar an diesem Tag einen Zug mit mehr Wagons, aber keinen zusätzlichen Zug eingesetzt.
In Nied angekommen, konnte ich gerade noch die Spitze der Männer durchrennen sehen. Nach diesen anfeuernden Zurufen machte ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Platz. Ich wollte gut sehen, aber auch von Ritchy schnell erkannt werden. Bei meiner Warterei auf Ritchy sah ich immer mal wieder Bekannte (von Norman Stadler und Dieter Baumann abgesehen), so dass die Zeit recht schnell verging. Oh, Jens und Thomas liefen ja auch mit. Was für eine Überraschung. Sie freuten sich, mich zu sehen. Roland kam vorbei, dann Christoph und später Niels. Ich erkannte auch Flotte Motte, war aber so überrascht, dass es für einen Zuruf nicht mehr reichte. Sie war schon weg. Ritchy war nach Plan unterwegs, vielleicht minimal langsamer. Es schien ihm gut zu gehen. Er hatte hier ja schon Zweidrittel geschafft. Gut! Ich konnte ihn nur anfeuern und mich freuen, ihn zu sehen, dann war er auch schon wieder weg.
Ich fuhr mit dem Zug zurück in die Innenstadt. Hier bei Kilometer 37 war die nächste Gelegenheit Ritchy und sonstige Bekannte zu treffen. Ritchy kam nach lurzer Zeit vorbei. Fast hätte er mich nicht erkannt. Ich rief ihm zu und er kam zu mir. Er sagte mir, dass es ihm nicht mehr so gut ginge, er aber zu Ende laufen wollte. Ein Glück, sonst hätte ich mehr Überzeugungskraft benötigt. So wünschte ich im nur alles Gute und steckte ihm ein Fläschchen Cola zu.
Bei Kilometer 41 erwartete ich nochmals die Athleten. Hier erkannte ich diesmal Flotte Motte auch etwas früher und konnte ihr zurufen. Ritchy kam und sah noch ganz gut aus. Er brauchte zwar nichts mehr, da es aber nur 10°C war, steckte ich ihm eine dünne Jacke zu. Er lief weiter - und ah, dort drüben sind ja die anderen Zuschauer des Lauftreffs Anke, Steffi, Nadja und Wolfgang. Ich ging zu ihnen und mit ihnen Richtung Ziel.
Dort angekommen gingen viele ihren Weg. Ich ging den in Platiktüten gekleideten Athleten entgegen - Richtung Verpflegungsstand. Kurz davor wartete ich. Nur kurz, dann sah ich schon meinen Schatz und konnte ihm zu den 3:37 Std. gratulieren.
Klasse, dass er es trotz der kurzen Vorbereitung so gut geschafft hat.
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